Unnamed
Autor: Marcin Siwek
Jahr: 2021
System: Atari Lynx
Bezugsquelle
Unnamed ist der „Nachfolger“ zu Marcin Siweks Homebrew-Hit aus dem Jahr 2018 „unseen“ wobei es aber nur eine lockere Verbindung zwischen beiden Spielen gibt. Veröffentlicht wird Unnamed von dem in der Lynx-Szene schon lange bekannten Publisher Songbird Productions (USA). Die Beschreibung des Spiels auf der Homepage lautet „Ein Spiel mit Rätsel und Abenteuer. Da der Autor sich auf das Programmieren konzentrieren konnte, ist viel Aufwand in die Verbesserung des Spiels geflossen was an der Grafik, Musik und Steuerung sichtbar wird.“ Dabei bezieht sich die Verbesserung auf die Fortschritte in der Programmierung seit dem Vorgänger.
Die Verpackung ist im typischen Atari Lynx Box-Design und beinhaltet neben der Cartridge eine Anleitung in schwarz/weiß. Es wurde nur eine Auflage von 250 Stück produziert. Wie immer ist der Spaß nicht ganz so billig, da auch noch Versand und Einfuhrsteuer auf den Preis von 60 $ oben drauf kommen!
Story
„Du findest Dich an einem seltsam aussehenden Ort wieder. Du kannst Dich an nichts erinnern. Du weißt nicht, wer du bist oder warum du hier bist. Kannst du den Weg aus dem Labyrinth von Räumen und Gärten finden? Wirst Du die verborgene Bedeutung dieses Ortes entdecken?“
Der Bildschirm in Unnamed ist in zwei Bereiche aufgeteilt, den grafischen Weltbereich im oberen Bereich und den Menü-/Textbereich im unteren Teil des Bildschirms. Animationen in Unnamed gibt es nur wenige – die Laufanimation des Charakters, Kerzenflammen, eine laufende Katze, etc. Im Spiel gibt es keine Soundeffekte, dafür werden die oberirdischen und unterirdischen Räume jeweils von einem eigenen Musik-Track untermalt.
Am Anfang ist das Spiel einfach und gradlinig, aber nachdem ein paar Räume erkundet wurden, steigt der Schwierigkeitsgrad. Es gibt immer eine Lösung – z.B. kann es sein das mehrere Dinge erledigt werden müssen um voranzukommen. Jeder Winkel muss gründlich untersucht werden und alles was fehl am Platz aussieht, ist höchstwahrscheinlich wichtig.
Für dieses Spiel werden zwischen 4 und 8 Stunden benötigt, je nachdem, wie gut der Spieler im Lösen von Rätseln ist. Es gibt einen „Game+“-Modus, der freigeschaltet wird, sobald das Spiel das erste Mal durchgespielt wurde. Dieser Modus ändert die Positionen der Gegenstände, die benötigt werden, um das Spiel zu beenden, und fügt ein paar zusätzliche Rätsel hinzu. Es ist, als würde man ein ganz neues Spiel spielen. Der Fortschritt in Unnamed kann gespeichert werden (die Cartridge enthält EEPROM), sodass das Spiel nicht in einem Durchgang beendet werden muss.
Steuerung
Die Steuerung in Unnamed fühlt sich ein wenig ungewöhnlich an. Das D-Pad wird in erster Linie verwendet, um den Charakter zu bewegen, wenn die Aktion „move“ ausgewählt ist. Wenn die Aktion „use“ ausgewählt ist, wird es verwendet, um einen Gegenstand aus dem Inventar auszuwählen. Ungewöhnlich ist, dass die A-, B- und Opt1-Tasten den Aktionen im Menü zugeordnet sind, was ein Aktionsmenü eigentlich überflüssig macht, wobei diese Zuordnung aber besser ist, als ständig durch ein Menü navigieren zu müssen, vor allem, da oft zwischen den Aktionen gewechselt werden muss.
Die Richtung, in die der Charakter blickt, ist in diesem Spiel sehr wichtig. Jede Aktion, die ausgeführt wird (gehen, schauen, etc.) hängt davon ab. Das D-Pad wird verwendet, um die Richtung zu ändern, wenn der Charakter bewegt wird. Die Art und Weise, wie dies geschieht – indem zuerst die Richtung des Charakters geändert und dann die Bewegung ausgeführt wird – fühlt sich gut an. Es ist auch nicht notwendig, die D-Pad-Tasten gedrückt zu halten und die Bewegungen sind rasterbasiert, d.h. man bewegt sich immer eine ganze Kachel in die Richtung, in die der Charakter blickt.
Die Grafiken in unnamed sind sauber und einfach, aber sehr effektiv. Leider ist die Anzeige der Spielwelt für meinen Geschmack etwas klein – nur ca. 60% des Bildschirms. Insgesamt ist die Steuerung in Ordnung, aber ich finde, dass sie noch eleganter sein könnte. Ich bin ziemlich oft zwischen den Aktionen „use“ und „move“ hängen geblieben, was dazu führte, dass ich einige Tasten drücken musste, um zu der Aktion zurückzukehren, die ich eigentlich machen wollte. Die Musik schafft eine melancholische Atmosphäre und lenkt nicht vom eigentlichen Spielgeschehen ab. Sie passt gut als Hintergrundmusik und zum Thema des Spiels. Die einzige Beschwerde ist der Mangel an Abwechslung, mehr als zwei Tracks wären sehr willkommen gewesen. Da manche Rätsel wirklich schwierig sind, wäre eine Möglichkeit zur Einstellung des Schwierigkeitsgrads oder einen Hinweis zu bekommen gut gewesen, um bei einem Rätsel voranzukommen. Das war nun viel Kritik, daher stellt sich die Frage: Ist Unnamed es also wert? Ich denke schon! Vor allem, wenn vorher Unseen gespielt wurde. Es macht sehr viel Spaß, herumzulaufen und eine Welt zu erkunden und neue Bereiche freizuschalten, ohne sich um zufällige Begegnungen sorgen zu müssen. Es gibt keine Feinde (außer einem Geist, der manchmal auftaucht), also lautet die Devise: Verstand gegen Rätsel. Tolle Grafik, Musik und Geschichte – viel mehr kann man eigentlich nicht verlangen!