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Schneider VGA AT System 40 [Schneider]

Das Schneider VGA AT System 40 wurde 1989 als Nachfolger des System 240 eingeführt und ist somit ein weiterer IBM-kompatibler Computer der Schneider Rundfunkwerke. Dieser Artikel wird länger als üblich sein, da es online nur wenige Informationen über diesen Computer gibt. Deshalb werde ich alle Informationen, die ich finden konnte, hier zusammenfassen und mit meinen persönlichen Erfahrungen anreichern.

Die Zahl 40 im Namen bezieht sich auf die eingebaute 40-Megabyte-Festplatte – es existierte ebenfalls ein System 70 mit einer 70-Megabyte-Festplatte. Als Diskettenlaufwerke kam ein 3,5-Zoll-HD-Laufwerk (1,44 MB) zum Einsatz. An meinem Schneider-Computer ist das Erweiterungsmodul FD1200T angeschlossen, welches ein 5,25-Zoll-HD-Diskettenlaufwerk mit 1,2 MB Kapazität bietet und seitlich angebracht wird. Die Verbindung zum Tower erfolgt über ein Spezialkabel, und die Stromversorgung wird vom Hauptgerät geleitet. Der mitgelieferte Monitor (15 Zoll, Schwarz-Weiß) wird an die Strombuchse des FD1200 angeschlossen. Es gibt zudem einen weiteren Anschluss für ein Laufwerk, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er für ein zusätzliches Diskettenlaufwerk oder einen passenden Streamer vorgesehen war.

Der Computer war keine einfache Kopie, sondern eine eigene Entwicklung von Schneider. Die Prozessorkarte war in einem ISA-Slot auf der Hauptplatine eingesteckt. Als Prozessor diente ein Siemens SAB 80286 mit 12 MHz, der auf 1 MB RAM zugreifen konnte. Ebenfalls auf der Platine integriert war ein ATI VGA Wonder Grafikchip mit 256 KB RAM, der eine Auflösung von 800 × 600 Pixeln bei 16 Farben ermöglichte. Nach Informationen aus dem Internet müsste dieses Gerät im Jahr 1990 (einschließlich Bildschirm) etwa 5.900 DM gekostet haben.

Die Hauptplatine umfasst den Floppy-Controller, den Festplatten-Controller und den integrierten ATI-Grafikchip. Das Modell aus dem Jahr 1989, gekennzeichnet mit PCB-Nr. 50917 Rev. 1, weist zusätzlich die Markierung Rev. 1 B auf. Ferner ist die Bezeichnung „Tower VGA/10“ Baugruppe 50925 zu finden. Auf der CPU-Karte ist die Siemens 80286 CPU mit 1024 KByte RAM-Speicher installiert. Obwohl die Platine so aussieht, als ob sie für mehr Speicher ausgelegt wäre, ist keine entsprechende Erweiterungskarte bekannt. Ein leerer Chipsockel deutet darauf hin, dass ein 80287 Coprozessor vorgesehen war. Die beiden BIOS-Chips sind mit „Schneider AG 286 BIOS HIGH/LOW“ – V2.00a ID.Nr. 50445 und 50444 beschriftet. Es existiert eine BIOS-Version 2.03, die es ermöglichen soll, für Festplatten einen „user typ“ zu definieren.

Der Schneider stellt in meinem Fall ein kleines Highlight dar. Einerseits überzeugt das Gehäuse durch sein absolut gelungenes Design, andererseits hat mein Bruder um das Jahr 1993 seine Diplomarbeit darauf verfasst. Ergänzt wurde das Ganze durch einen HP DeskJet 500 Drucker.

Leider musste der Computer eine Weile in meinem Lager verbleiben, da er sich nicht sofort wieder einschalten ließ. Ende 2022 startete ich die ersten Versuche. Nach dem Einschalten bootete der Computer direkt ins BIOS – nachdem ich dort Einstellungen vornahm, die nicht gespeichert wurden, verdächtigte ich die Batterie auf dem Mainboard. Es folgte das Zerlegen des Computers, was sich als nicht einfach erwies. Es stellte sich heraus, dass es nicht die Batterie war, sondern ein Dallas 1287 Chip. Ich bestellte einen identischen Chip und unternahm einen weiteren Versuch. Doch auch mit diesem wurden die BIOS-Einstellungen nicht gespeichert. Später hegte ich den Verdacht, dass der Chip aus einem alten Bestand stammte und ebenfalls entladen war. Als letzten Versuch wollte ich den Computer mit einer SETUP-Diskette starten. Die Suche danach war langwierig, aber letztendlich erfolgreich. Trotzdem führte kein Startversuch zum Erfolg; unabhängig von meinen Einstellungen wollte der Computer nicht starten.

Im Januar 2024 begann ich dann nochmal mit Recherchen wegen des Rechners und bestellte als Erstes einen Ersatz für den Dallas Chip aus Italien. Dies ist eine kleine Platine, auf der eine Knopfzelle eingesetzt werden kann und den Uhrenchip ersetzt.
Nachdem ich diesen Ersatz auf der Platine eingebaut war, behielt der Schneider die Einstellungen, die ich im BIOS machte. Die Herausforderung war dann, die richtigen BIOS-Einstellungen zu finden, was ohne Handbuch sehr schwierig ist.
Land, Datum und Zeit sind kein Problem, aber bei den Diskettenlaufwerken kann es schon Schwierigkeiten geben. Es können bis zu vier Laufwerke verwendet werden. Deren Reihenfolge wird mit vier Zahlen angegeben, die die Reihenfolge wiedergibt.
0 – 1 – 2 – 3:
0 = erstes internes Laufwerk
1 = zweites internes Laufwerk
2 = erstes externes Laufwerk
3 = zweite externes Laufwerk
Dies wäre also eine passende Konfiguration für einen Rechner mit zwei internen Laufwerken und einem externen Laufwerk.
Für meine Konfiguration bedeutet das:
0 – 2 – 1 – 3
Als Erstes kommt das interne Laufwerk (0), als Zweites das erste externe Laufwerk (1) – der Rest ist nicht vorhanden.
Es können drei Standardkonfigurationen ausgewählt werden:
A (extern)
A (intern) B (extern) ⇾ wie in meinem Fall
A (intern) B (intern)
Alle anderen Konfigurationen können mit der CTRL-Taste ausgewählt werden. Für Laufwerk A und B muss auch die passende Kapazität eingestellt werden. Nachdem diese Einstellungen richtig waren, konnte ich zumindest endlich von der Startdiskette mit MS-DOS 3.3 den Rechner booten, hatte aber noch keinen Zugriff auf die Festplatte.

Mit den Einstellungen für die Festplatte hatte ich Probleme. Leider, weil ich das Handbuch nicht genau gelesen hatte. Im VGA AT 40 ist eine Seagate ST157-A verbaut, mit 40 MB. Ich habe immer versucht Einstellungen zu verwenden, die dem Datenblatt der Festplatte entsprechen was eindeutig nicht funktioniert.
Hier hat sich wieder der Spruch bewahrheitet: RTFM – Read The Fucking Manual 😉
Dort steht nämlich genau, dass im System 40 für Festplatte 0 der Typ 19 auszuwählen ist (977 Zyl. 5 Köpfe 0 Comp. 17 Sektoren)

Für die Videokonfiguration ist der interne Adapter zu aktivieren und bei Startupmode der Spezialadapter auszuwählen. Der Hauptspeicher beträgt 640 KB und der Zusatzspeicher 384 KB.
Auch der CPU/BUS-Takt muss eingestellt werden, wobei hier die beste Wahl wohl 12,5 MHz/6,25 MHz sein dürfte.

Nachdem das alles passend eingestellt war, startete der Schneider endlich von der Festplatte. Als Erstes wurde ein Virenscanner geladen, danach der Logitech Maustreiber und zum Schluss Windows 3.1.
Die an den Rechner angeschlossene Logitech-Maus konnte ich nicht sofort verwenden. Als Einstellungen musste im BIOS der Maus-/Joystickport auf Joystick umgestellt und die Maus an COM-Port 2 angeschlossen werden.

Als Nächstes wollte ich ein paar Spiele vom 5,25‘‘ Laufwerk auf die Festplatte kopieren. Das hat (natürlich) auch nicht funktioniert. Der Zugriff auf das Laufwerk funktionierte, aber die Disketten konnten nicht gelesen werden. Außerdem hakt es beim Auswerfen der Disketten. Auch passende 1,2 MB HD-Disketten konnten nicht formatiert werden. Nachdem ich das Laufwerk zerlegt hatte, habe ich die Mechanik dahinter verstanden. Die Diskette wird eingelegt und der Auswurfknopf wird gedrückt. Dadurch wird der Schreib-/Lesekopf auf die Diskette „abgesenkt“. Dann kann die Diskette ohne Probleme gelesen werden. Das im FD1200-T verbaute Laufwerk ist ein Canon MD 5501.

Hinweis
In der Anleitung des FD1200 T ist die Einbindung eines Treibers „EXDSKBIO.DRV“ erwähnt. Soweit ich herausgefunden habe, gilt das nur für die Vorgänger des VGA AT System 40 wie z. B. den AT Tower 201

Übrigens gab es vom Tower-AT 220 eine Sonderserie mit dem Namen „Mega“. Doppelter Speicher (1 MByte) und ein 1,44 MByte (normal: 720 KByte) Diskettenlaufwerk machten diesen Rechner „speziell.“

Da ich die persönlichen Daten meines Bruders von dem Rechner sichern wollte, habe ich ein Iomega ZIP-Laufwerk verwendet. Treiber: IOMEGA ZIP Drive 100 DOS-Drivers Version 3.0 German.
Aus DOS heraus habe ich das Programm „GUEST“ gestartet, dass dann ein entsprechendes Laufwerk angemeldet hat. Als Gegenstück zur Datensicherung habe ich ein Thinkpad 390E mit Windows XP verwendet, auf dem der Iomega Treiber bereits installiert war.

Soundkarte
Damit auch etwas Sound aus diesem alten PC kommt, habe ich mir eine günstige Soundkarte gekauft. Dabei bin ich über eine OEM-Soundkarte gestolpert, die von Aztech gefertigt wurde und komplett mit HP MM Pro 16V-A mit AZT2320 Chip bezeichnet wird. Das Interessante an dieser Karte ist die Triangel-Form.
Den passenden Treiber und die Einträge für AUTOEXEC.BAT habe ich hier gefunden:
HP MM Pro 16V-A – PHILSCOMPUTERLAB.COM
Der Treiber scheint aus dem Jahr 1997 zu stammen und die Karte ist Soundblaster Pro kompatibel.


Downloads

Schneider VGA AT Benutzer-Handbuch



4 Gedanken zu „Schneider VGA AT System 40 [Schneider]“

  1. Sehr interessanter Bericht. Ich habe auch noch einen AT220 Mega der Probleme bereitet. Könnten Sie einen Link für den von Ihnen bestellten „Ersatz für den Dallas Chip aus Italien“ veröffentlichen, ggf. auch das Handbuch als PDF zur Verfügung stellen?
    Ich wäre Ihnen dafür sehr verbunden.
    Mit vielen Grüßen
    Tom

  2. Hallo,
    Danke für das Lob. Das mit dem Dallas Chip Ersatz ist etwas unglücklich formuliert. 🙂 Da sollte es mehr Möglichkeiten geben – hier ein Beispiel: https://www.ebay.de/itm/156243972386?mkcid=16&mkevt=1&mkrid=707-127634-2357-0&ssspo=neax5mc3R-e&sssrc=4429486&ssuid=VL1iJv_3S9u&var=&widget_ver=artemis&media=EMAIL
    Das Handbuch für den Rechner habe ich noch nicht eingescannt – nur für das Diskettenlaufwerk. Kann ich aber gerne nachholen. Dann melde ich mich nochmal.
    Viele Grüße
    Jungsi

  3. Super – ein herzliches Dankeschön für die Bemühung und Bereitstellung der Dokumente! Echt top!

    Mit vielen Grüßen
    Tom

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