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Handy Scanner von Cameron [Atari ST]

Letzte Aktualisierung am 17. Oktober 2025 von Jungsi

Cameron Handy Scanner
Cameron Handy Scanner
Cameron „Handy Scanner“ für den Atari ST – ein Blick auf Technik, Praxis & Hersteller

Wer Ende der 1980er/Anfang der 1990er mit dem Atari ST Grafiken, Logos oder Textschnipsel digitalisieren wollte, ist am Cameron Handy Scanner kaum vorbeigekommen. Das handgeführte Gerät war kompakt, schnell einsatzbereit und kam mit eigener ST-Schnittstelle samt Netzteil. In diesem Beitrag sammle ich die wichtigsten technischen Daten, Modellvarianten, Tipps zur Benutzung – und wer oder was „Cameron“ überhaupt war.

Modellvarianten und technische Daten

Cameron bot den Handy Scanner in mehreren Ausführungen an, die sich vor allem bei Auflösung, Scanbreite und Farbfähigkeiten unterschieden:

  • Type 2 / Type 3 / Type 4
    Frühere, schmalere Varianten (Scanbreite ca. 64 mm) mit 200 dpi (Type 2/3) bzw. bis 400 dpi (Type 4). Type 3/4 konnten je nach Software 16 Graustufen per Dithering erfassen, Type 2 war rein monochrom.
  • Type 10 / Type 10/II
    Type 10 war die Farbausführung (z. B. Logos/Illustrationen) mit niedrigerer optischer Auflösung. Type 10/II setzte klar auf Schärfe: bis 400 dpi optisch bei 105 mm Scanbreite, Status-LED und Scantaste direkt am Gerät – ideal für saubere Strichzeichnungen, Magazinspalten und technische Abbildungen.
  • Type 14 (Grey)
    Graustufen-Topmodell (105 mm Breite) mit 400 dpi und wählbarer Bittiefe (1/4/8 Bit je nach Software), gedacht für weichere Übergänge in Fotos/Graustufen.

Zum Lieferumfang gehörten je nach System Interface-Modul (am ST typischerweise der Cartridge-Port-Adapter), Netzteil sowie Software – meist Handy-Painter (Scans & Bildbearbeitung) und Handy-Reader (OCR).

  • Cameron Handy Scanner
  • Cameron Handy Scanner - Scanner - Kontrast und Modus
  • Cameron Handy Scanner - Scanner - Schalter Auflösung
Einordnung: Erscheinungszeit & Preise (1988)

Der Einstieg des Cameron-Handscanners in die ST-Welt ist sauber dokumentiert: Im ST-Magazin 04/1988 (erschienen am 20.03.1988) wurde das Gerät im ST-Testlabor vorgestellt. Damals gab es zwei VersionenSchwarzweiß sowie 16-Graustufen – mit einer maximalen Abtastbreite von 64 mm. Die Listenpreise lagen zur Markteinführung bei 798 DM (Schwarzweiß) und 898 DM (Graustufe). In den Folgejahren erschienen breitere und höher auflösende Varianten (u. a. 105 mm/400 dpi wie beim Type 10/II), und die Marktpreise zogen je nach Modell und Händler nach unten an.

(Hinweis für Sammler:innen: Für deinen Type 10/II sind die oben genannten DM-Preise ein guter historischer Referenzpunkt aus der frühen 64-mm-Generation; spätere 105-mm-Modelle tauchen in Preislisten und Anzeigen häufig günstiger auf – teils deutlich unter den 1988er Erstpreisen.)

Anschluss am Atari ST: Interface & Stromversorgung

Der Handy Scanner für den ST nutzt ein eigenes Interface am Cartridge-Port. Der Scanner wird über eine runde Mehrpol-Buchse an das Interface gesteckt; die Stromversorgung läuft über ein separates Netzteil. Installations-Kurzfolge: ST ausschalten → Interface in den Modulschacht → Scanner anstecken → Netzteil ans Interface → ST einschalten → Software starten.

Hinweis: Cameron bot plattformspezifische Interfaces (Atari-Cartridge, Amiga-Side-/Zorro, PC-ISA); die eigentliche Scaneinheit blieb dabei im Kern identisch.

Die Stromversorgung erfolgt über ein externes 15 V/400 mA-Netzteil mit Center-positiver Polung, das am Interface eingesteckt wird.

  • Cameron Handy Scanner - Interface - Oberseite
  • Cameron Handy Scanner - Interface - Anschluss für Scanner und Strom
  • Cameron Handy Scanner - Interface - ROM-Port-Anschluss
  • Cameron Handy Scanner - Interface - seitliche Verfärbung
  • Cameron Handy Scanner - Netzteil
Software & Dateiformate
  • Handy-Painter: zentrales Scan-/Bearbeitungstool (Ausschnitt, Schwelle, Dithering, Helligkeit/Kontrast; Export als IMG, PI1/PI3, NEO; für Austausch später am PC z. B. TIFF/PCX).
  • Handy-Reader (OCR): Texterkennung für DTP-Workflows (1st Word+, Signum! etc.).
  • Weitere Tools: je nach Paket u. a. ScanDrive/ScanLab für alternative Workflows/Treiber.
Bildqualität in der Praxis
  • Führung & Geschwindigkeit: Handscanner wollen gleichmäßige, gerade Führung. Ruckler erzeugen „Wobble“ (Schrägverzerrung).
  • Auflösung & Breite: Logos/Strichgrafik meist 200–300 dpi, kleine Details 400 dpi; 105 mm-Modelle (Type 10/II, Type 14) sind deutlich vielseitiger als die 64 mm-Varianten.
  • Graustufen & Farbe: Type 14 liefert feinere Schattierungen; Type 10 ist die Option für Farbe (dafür geringere dpi).
  • Papier & Raster: Bei Zeitschriftenpapier Dithering aktivieren, ggf. leicht weichzeichnen, um Moirés zu entschärfen.
Workflow-Tipps für den Atari ST
  • Vorlage fixieren: Papier plan auf harter Unterlage (Klebeband, Leiste als Führung).
  • Überlappung & Stitching: Große Motive in Bahnen scannen, mit der Software zusammensetzen.
  • OCR-Trefferquote: Hochkontrast scannen, klare Druckschrift; Ergebnis nachbearbeiten.
  • Export & Weitergabe: Auf dem ST gängige Formate (IMG/PI1/PI3), für PC-Weitergabe umwandeln.
Haltbarkeit & Ersatzteile

Mechanisch robust, aber Gummiwalzen/Riemen altern. Interfaces verfärben sich mit der Zeit (Atari-„Mausgrau“ wird gerne gelblich). Komplettsets mit Handbüchern/Boxen tauchen immer wieder im Gebrauchtmarkt auf; teils inklusive PC-ISA-Controllerkarten oder Amiga-Interfaces.

Mein Exemplar (Sammlungsdaten)
  • Modell: Cameron Handy Scanner Type 10/II
  • System: Atari ST (inkl. Netzteil und Cartridge-Port-Interface)
  • Software: Kopie von Handy-Painter (Originaldisketten nicht vorhanden)
  • Dokumentation:
    • Handbuch „Handy-Reader“ Version 3.0
    • Kurzanleitung zu „ScanDrive“
    • „Cameron Handy Scanner“ Benutzerhandbuch
    • „Cameron ScanLab“ Benutzerhandbuch
  • Verpackung: Originalverpackung, sehr groß28 cm × 30 cm × 10 cm
  • Zustand Interface: Typische altersbedingte Verfärbung im Atari-Gehäuse-Farbton
  • Einsatz: Für Strichgrafik/Logos nutze ich meist 300–400 dpi; bei Magazinseiten hilft Dithering gegen Raster/Moiré. Für zusammenhängende Spalten scanne ich in 2–3 Bahnen und stitche in der Software.
  • Cameron Handy Scanner - Scanlab Benutzerhandbuch
  • Cameron Handy Scanner - Handy-Reader Version 3.0 - Dokumentation
  • Cameron Handy Scanner - Kurzanleitung ScanDrive
  • Cameron Handy Scanner - Benutzerhandbuch
Wer steckte hinter Cameron?

Cameron (Filderstadt – Deutschland) trat um 1990–1992 als Anbieter von Handscannern und plattformbezogenen Interfaces (Atari/Amiga/PC) inklusive eigener Software (Handy-Painter, Handy-Reader, ScanDrive/ScanLab) in Erscheinung. Die Produktlinie zielte klar auf DTP- und Grafik-Workflows im Desktop-Publishing-Umfeld der damaligen 16-Bit-Systeme.

Nutzung heute: Treiber & Software auftreiben

Treiber/Handbücher tauchen in Archiven und Foren auf (häufig deutschsprachig), inkl. ST-Installationskapiteln. Wer einen Scanner ohne Disketten findet, kann so Handy-Painter/Reader wieder einsetzen und die Hardware vollständig nutzen.

  • Cameron Handy Scanner - Box - Oberseite
  • Cameron Handy Scanner - Box - Unterseite
  • Cameron Handy Scanner - Box - seitlich
  • Cameron Handy Scanner - Box - schräg oben
Fazit

Der Cameron Handy Scanner schloss zu ST-Zeiten die Lücke zwischen „mal eben was digitalisieren“ und stationären Flachbettscannern. Besonders die 105 mm-Modelle mit 400 dpi – allen voran Type 10/II – sind für Sammler:innen spannend: Mit ruhiger Hand liefern sie erstaunlich saubere Ergebnisse und fügen sich gut in DTP-Workflows ein. Mit den passenden Tools (Handy-Painter/ScanLab) sowie etwas Routine beim Führen des Scanners lassen sich heute noch überraschend brauchbare Scans erstellen.


Quellen & weiterführende Links (Auswahl):

  • Amiga Hardware Database – Cameron Handy Scanner: Varianten, Spezifikationen, Fotos (zeigt zugleich, dass dieselbe Scaneinheit für Atari/PC genutzt wurde). amiga.resource.cx
  • Handbuch (DE) „Cameron Handy Scanner – Type 10/Type 14 Grey“ – inkl. ST/TT-Installationskapitel und Anschlussdetails. amiga.resource.cx+1
  • ST-Pressehinweise (1988/89) – Kurzbewertungen, Preisrahmen, 16-Graustufen-Variante, 200–400 dpi, Cartridge-Interface. atarimagazines.com+1
  • AtariAge-Thread (2023) – Diskussionen zu Type 10 am ST und Handy-Painter-Disk (Dump). AtariAge Forums+1
  • PowerScan/Matador Kontext – zeitgenössische ST-Handscanner-Software als Alternative/Fallback. Ctrl-Alt-Rees

Quellen & weiterführende Links (Preis/Datum & Kontext):

  • ST-Magazin 04/1988 – „Handy-Scanner meistert jedes Bild: Eine Maus mit scharfen Augen“ (Steckbrief mit Preis: 798 DM s/w, 898 DM Graustufen; Lieferumfang inkl. ROM-Port-Interface & Netzteil; Test der 64-mm-Variante). stcarchiv.de
  • Atari-Magazin 09/1988 & 10/1988 (Anzeigen) – Preisbeispiele für „Typ 3“ (ca. DM 777), zeigen das schnelle Nachrutschen der Marktpreise nach der Einführung. 68000er ST MAGAZIN 1988
  • TOS 03/1991 (Kleinanzeige/Preisnotiz)Handy-Scanner 105 mm, bis 400 dpi um DM 468, als Indiz für die späteren, deutlich niedrigeren Straßenpreise bei breiteren Modellen. TOS MAGAZIN 1991

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