
Freak-Out
Autor: Michael Kafke u.a.
Jahr: 2025
System: Commodore Amiga 500
Bezugsquelle
Breakout-Klone gibt es auf dem Amiga einige – aber nur wenige schaffen es, das vertraute Prinzip wirklich weiterzuentwickeln. Freak Out (bzw. Freak-Out) aus dem Jahr 2025 gehört genau in diese Kategorie. Der kommerzielle Titel von Media-X, veröffentlicht von APC&TCP, kombiniert klassisches „Bat & Ball“-Gameplay mit Story, Koop-Modus, Level-Shop und Editor – und zeigt gleichzeitig, wie lebendig die Amiga-Szene auch heute noch ist.
In diesem Artikel schaue ich mir an, was Freak Out spielerisch bietet, welche technischen Anforderungen es hat und ob sich die Boxed-Version für Sammler lohnt.
Hintergrund und Entstehung
Freak Out wurde von Media-X entwickelt – mit Michael Kafke (siehe auch: ASM – Das Computerspiel) als Programmierer, Matthias Jakisch für die Grafiken sowie Chris Hülsbeck und Simone Bernacchia für den Soundtrack. Veröffentlicht wird das Ganze von APC&TCP, die seit vielen Jahren für neue Amiga-Software und das Magazin Amiga Future bekannt sind.
Ursprünglich startete das Projekt als Port des 8-Bit-Klassikers Krakout. Da keine Lizenz zustande kam, entwickelte sich daraus nach und nach ein eigenständiges Spiel mit eigener Story, Levelstruktur und Präsentation.
Seine Premiere hatte Freak Out im Umfeld des Amiga-40-Events in Mönchengladbach 2025, wo es zusammen mit anderen neuen Breakout-Titeln wie Callback gezeigt wurde – ein schönes Statement dafür, dass der Amiga auch 40 Jahre nach seinem Erscheinen noch neue, kommerzielle Spiele bekommt.

Story und Setting
Für ein Breakout-Spiel ungewöhnlich: Freak Out besitzt eine kleine Rahmenhandlung. Schauplatz ist eine alte, verlassene Fabrik, in der ein dunkles Geheimnis lauert. Level für Level arbeitet man sich tiefer in den Komplex vor, während Zwischentexte und die Gestaltung der Hintergründe nach und nach mehr Atmosphäre und Kontext liefern.
Die Fabrikumgebung wird durch 64-Farben-Hintergrundgrafiken unterstützt, die eher in Richtung modernem Amiga-Look gehen als in reine Retro-Anleihen – man merkt, dass hier jemand bewusst eine stimmige Spielwelt aufbauen wollte und nicht nur beliebige Neon-Wände hinter die Blöcke geklatscht hat.
Die Story bleibt bewusst leichtgewichtig – es ist kein Adventure – aber sie sorgt dafür, dass sich der Weg durch die 100 Level wie eine kleine Reise anfühlt und nicht nur wie eine lose Aneinanderreihung von Bildschirmen.

Spielprinzip – Breakout mit moderner Note
Im Kern ist Freak Out ein klassisches Breakout/Pong-Spiel:
Man steuert eine Platte, hält den Ball im Spiel und räumt alle Blöcke aus dem Level. Die Entwickler nehmen dieses vertraute Grundprinzip und würzen es mit einer ganzen Reihe moderner Elemente:
- 100 Level mit steigender Schwierigkeit
- 1 oder 2 Spieler gleichzeitig – Koop mit zweiter Maus
- Gegner im Spielfeld, die aktiv stören
- Power-ups und Boni, die kurzzeitig Vorteile bringen
- Multiball-Action, wenn es hektisch werden darf
Eine Besonderheit ist der Shop zwischen den Leveln: Für Punkte, die man erspielt, können im Laden verschiedene Boni und Upgrades gekauft werden – etwa zusätzliche Leben oder hilfreiche Effekte. Das verleiht dem schnellen Arcade-Gameplay eine kleine strategische Ebene: Riskiere ich im aktuellen Level mehr für hohe Punktzahlen oder spiele ich defensiver und stabiler?
Zusätzlich zu den Standardleveln gibt es noch 10 puzzleartige Mini-Games, in denen das bekannte Prinzip variiert oder unter besondere Bedingungen gestellt wird. Das sorgt für Auflockerung, wenn man sich durch längere Sitzungen spielt.
Insgesamt fühlt sich Freak Out dadurch weniger als ein reiner Highscore-Klopper an, sondern wie eine kleine Kampagne, die man bewusst „durchspielt“.

Leveldesign, Umfang und Schwierigkeitsgrad
Mit 100 Leveln liefert Freak Out eine Menge Stoff – und die Schwierigkeit zieht dabei merklich an. Am Anfang bekommt man klassische Layouts, um sich an die Physik und das Tempo zu gewöhnen; später kommen dann:
- besonders zähe Blockformationen
- klug platzierte Gegner
- fiese Winkel, bei denen ein Fehler schnell ein Leben kostet
Es gibt zwei Schwierigkeitsgrade, sodass Einsteiger nicht sofort frustriert aufgeben müssen, während erfahrene Spieler auf der höheren Stufe noch einmal deutlich mehr gefordert werden.
Der Koop-Modus verändert das Spielgefühl spürbar: Sobald eine zweite Maus am Amiga hängt, wird das Chaos schnell größer – mehrere Bälle, zwei Paddles, Gegner und Power-ups gleichzeitig auf dem Bildschirm. Wer früher stundenlang zu zweit Arkanoid gezockt hat, bekommt hier ein würdiges „2025er“-Pendant für den Amiga.
Grafik und Präsentation
Grafisch holt Freak Out aus OCS/ECS-Hardware eine Menge heraus. Das Spiel läuft flüssig mit 50 FPS, die Hintergründe nutzen die 64-Farben-Möglichkeiten und setzen die Fabrikumgebung stimmungsvoll in Szene.
Besonders gelungen:
- klare, gut lesbare Blöcke und Objekte
- feine Effekte bei Explosionen und Power-ups
- atmosphärische Hintergründe, die sich im Verlauf des Spiels verändern
Man merkt dem Titel an, dass er als modernes Amiga-Spiel entwickelt wurde – ohne auf „Mode 7“-Effekthascherei oder Demo-Gimmicks zu setzen. Alles ist funktional, aber liebevoll gestaltet – genau das, was man von einem guten Arcade-Titel erwartet.

Sound und Musik
Ein echtes Highlight ist der Soundtrack von Chris Hülsbeck, unterstützt von Simone Bernacchia. Die Musik geht eher in eine moderne, leicht technoide/arcadige Richtung und trägt viel zur Stimmung in der alten Fabrik bei, ohne hektisch oder nervig zu werden.
Die Soundeffekte sind knackig und klar:
- deutliche Treffer-Sounds für Blöcke
- hörbare Unterschiede bei Power-ups und Special-Aktionen
- stimmige Effekte für Gegner und Multiball
In Kombination ergibt das einen sehr runden Gesamteindruck – hier fühlt sich Freak Out fast wie ein „großes“ kommerzielles Amiga-Spiel aus den frühen 90ern, nur mit modernerer Audio-Produktion.
Steuerung und Technik
Technisch gibt sich Freak Out erfreulich kompatibel:
- läuft auf OCS- und ECS-Amigas mit Kickstart 1.3 oder höher
- benötigt ein CD-Laufwerk (CDTV, CD³² oder Amiga mit CD-ROM)
- profitiert von schnelleren CPUs (68020+), läuft aber grundsätzlich auch auf Standard-Hardware
Gesteuert wird – typisch Breakout – mit der Maus. Für den Koop-Modus ist eine zweite Maus erforderlich, sodass beide Spieler ihr eigenes Paddle kontrollieren können.
Die Engine selbst ist in AMOS entwickelt, was man beim Spielen allerdings nicht merkt – das Spielgefühl ist flüssig und präzise, ohne ruckelige Eingaben oder hakelige Kollisionsabfragen.
Für moderne Spieler praktisch: Freak Out lässt sich auch problemlos unter Emulation (WinUAE, FS-UAE etc.) spielen, solange ein CD-Image eingebunden und eine Maus vorhanden ist.
Level-Editor und Wiederspielwert
Als wäre der Umfang mit 100 Leveln und 10 Mini-Games nicht schon genug, packen die Entwickler noch ein echtes Extra oben drauf: eine eingebaute Construction Set.
Der Editor erlaubt es, eigene Level zu basteln, zu speichern und mit anderen zu teilen. Die Bedienung wird in den offiziellen Informationen als „komfortabel“ und „intuitiv“ beschrieben – genau das, was man sich wünscht, wenn man nicht erst ein Handbuch studieren möchte, nur um einen Block zu verschieben.
Damit wird Freak Out zu einem Spiel, das man auch nach dem Durchspielen immer wieder hervorholen kann – entweder, um sich an schweren Community-Leveln zu versuchen oder selbst kreativ zu werden.
Boxed-Version und Sammlerwert
Für Sammler ist vor allem die Boxed-Edition interessant, die direkt über AmigaShop/APC&TCP vertrieben wird. Der aktuelle Preis liegt bei rund 29 € für die Big-Box.
Der Inhalt ist für ein modernes Amiga-Spiel erfreulich üppig:
- Spiel auf CD
- zweisprachiges Handbuch (Deutsch/Englisch)
- großes Poster
- Sticker
- zwei im Dunkeln leuchtende Flummis – eine charmante Anspielung auf den „Ball“ im Spiel
Für mich ist das eine gelungene Mischung aus nostalgischer Big-Box-Präsentation und modernen Inhalten. Gerade in Kombination mit der hochwertigen Audiounterstützung und der Tatsache, dass es sich um ein komplett neues Amiga-Spiel von 2025 handelt, ist der Sammlerwert durchaus hoch.
Fazit
Freak Out ist mehr als „nur noch ein Breakout-Klon“ für den Amiga. Der Titel kombiniert:
- klassisches Gameplay mit
- Story-Rahmenhandlung in einer alten Fabrik,
- Koop-Modus für zwei Spieler,
- 100 Level plus Mini-Games,
- Shop-System und
- eingebautem Level-Editor.
Dazu kommen eine sehr solide technische Umsetzung, flüssige 50-FPS-Action und ein Soundtrack von Chris Hülsbeck, der das Ganze klanglich aufwertet. Für Besitzer eines CD-fähigen OCS/ECS-Amiga (oder entsprechender Emulation) ist Freak Out ein echter Pflichtkandidat, wenn man mit Breakout-artigen Spielen etwas anfangen kann.
Wer lieber original auf echter Hardware spielt und Big-Boxes im Regal liebt, bekommt mit der Boxed-Edition ein liebevoll geschnürtes Paket, das hervorragend ins Amiga-Regal passt – und gleichzeitig zeigt, dass 2025 noch immer hochwertige, neue Spiele für den Commodore Amiga erscheinen.





