Die Idee einen kostengünstigen Amiga zu entwickeln existierte bereits seit 1988 bei Commodore. Bald wurde an dem A250 Game System gearbeitet, das aber wegen zu hoher Marketing- und Herstellungskosten der Cartridges eingestellt wurde. 1989 wurde die Arbeit an dem Projekt wieder aufgenommen aber dieses Mal mit Tastatur, Maus und Diskettenlaufwerk. Der Speicher sollte dabei auf 256 KB reduziert werden, was Kosten einsparen würde aberwenig Sinn ergab da fast alle Spiele 512 KB benötigten. Ernst wurde es mit dem A300 (Entwicklungsname) als Jeff Porter 1991 die Eckdaten festlegte:
– Wegfall des Ziffernblocks
– Wegfall des Erweiterungsanschluss (Zorro Interface)
– Einführung des PCMCIA-Slots
– kleineres Netzteil
– kleiner Anschlüsse
– kleineres Mainboard in SMT-Technik
– ECS Chipsatz des A3000
– 1 MB Chipram
– ATA-Festplattencontroller
Dies sollte dann George Robbins umsetzen, wobei es sich ergab, dass der neue Rechner in der Produktion nicht mal 10$ billiger war als das aktuelle Modell, der A500 Plus. Ein Grund dafür war vor allem die neue SMD-Technik und im
Laufe des Projekts wurde der Rechner nochmals teurer und kostet dann mehr als das aktuelle Gerät.
Anscheinend war auch der Entwickler nicht so stark an dem Projekt interessiert und holte nicht das Optimum bei der Kostenreduzierung heraus.
Commodore „löste“ das Problem mit den Kosten, indem aus dem A300 der A600 wurde um in den Käufern die Erwartung zu wecken etwas Besseres, als den A500 zu kaufen. Egal ob plötzlich kein Ziffernblock mehr vorhanden war oder die Erweiterungen des anderen Geräts nicht verwendet werden konnten, Verwirrung entstand auch bei den Kunden, die das Gerät öffneten und auf der Platine den Aufdruck A300 fanden.
Zu diesem Zeitpunkt war die Firma GVP (Great Valley Products) der Chefetage von Commodore ein Dorn im Auge, da sie viel Geld mit Geräten für den Erweiterungsbus wie z.B. Turbokarten verdienten. Damit wäre beim A600 Schluss da der entsprechende Port fehlt…..
Im März 1992 wurde das Gerät auf der CeBIT vorgestellt und im April 1992 startete die Massenproduktion des A600. Kurz darauf war das Gerät in den Läden und der A500 wurde „gestoppt“. Aber nicht überall: da Commodore Deutschland in Braunschweig den A500 produzierte, weigerten sie sich den A600 zu verkaufen, da sie ihn für Mist hielten. Die Engländer mussten den A600 und den A600HD (mit 20 oder 40 MB Festplatten) nehmen und verkaufen da sie keine andere Wahl hatten, da ja alle A500 in Deutschland blieben. So sieht Einigkeit in einer Firma aus 😉
Die darauf folgenden Kritiken fielen entsprechend aus – nicht schneller und nicht erweiterbar und der Rest der Hardware brachte in keinem wichtigen Punkt eine Verbesserung: Auflösung, Farben, Sound.
Dann gab es da noch die Kuriosität mit dem AmigaOS 2.0 und dem Kickstart-ROM 2.05
– Version 37.299: keine Unterstützung für ATA- und PCMCIA-Anschluss (Treiber konnten von Diskette nachgeladen werden)
– Version 37.300: Unterstützung der Hardware aber Festplatten auf 40 MB beschränkt
– Version 37.350: Festplatten bis 4 GB
Dazu kam dann auch noch das einige ältere, beliebte Spiele nicht mit Kickstart ab Version 2.0 funktionierten. Damit wurde der A600 für die größte Zielgruppe – die Spieler – unattraktiv. In Deutschland wurden nur 193.000 Stück verkauft, was im Gegensatz zum Amiga 500 lächerlich wenig war.
Wie bei vielen Geräten von Commodore (und auch anderen Herstellern) gilt auch hier: Kondensatoren tauschen und Batterien entfernen, da diese stark zum Auslaufen neigen. Ich habe dazu mein Gerät an einen Profi geschickt, der das für mich übernommen hat.
Ich finde den Amiga 600 nicht wirklich schlecht: Er ist kompakt, hat eine IDE-Schnittstelle und mit PCMCIA die Möglichkeit z.B. Ethernet nachzurüsten oder eine CF-Karte mit einem passenden Adapter zum Datenaustausch zu verwenden. Es gibt heute auch einige Hersteller, die alle möglichen Erweiterungen anbieten: Turbokarten, Speichererweiterung, VGA-Anschlus usw.