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Italia 1944 [Sinclair ZX Spectrum]

Italia 1944 - Ladescreen
Italia 1944 – Ladescreen

Italia 1944
Autor:
Alessandro Grussu
Jahr: 2021
System: Sinclair ZX Spectrum
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Italia 1944 – Alessandro Grussu meldet sich eindrucksvoll zurück

Alessandro Grussu ist vielen Retro-Fans bereits ein Begriff – bekannt für außergewöhnliche Spiele mit Tiefgang und historischen Bezügen. Auch Italia 1944, sein neuestes Werk, passt perfekt in dieses Bild – oder besser gesagt: Es übertrifft sogar vieles, was man von ihm bisher gesehen hat. Gleichzeitig markiert dieses Spiel den Start seines neuen Labels Zankle Soft – und Grussu selbst scheint mit diesem Projekt einen persönlichen Meilenstein gesetzt zu haben.

Anspruchsvoll, strategisch und doch erzählerisch dicht

Im Vergleich zu Ad Lunam 128K – das viele als Meisterwerk ansehen – fällt ein direkter Vergleich schwer. Zu unterschiedlich sind die beiden Titel im Genre und Aufbau. Klar ist nur: Wer strategische Adventures mag, wird Italia 1944 lieben. Und es ist mit Sicherheit eines der ambitioniertesten Spiele des Jahres.

Das Spiel ist in zwei große Abschnitte unterteilt (der dritte Teil besteht lediglich aus einer kurzen Sequenz). Besonders hervorzuheben ist das 27-seitige Handbuch, das nicht nur hervorragend illustriert ist, sondern auch in fünf Sprachen – darunter Deutsch – vorliegt. Es ist informativ, atmosphärisch und notwendig, um überhaupt zu verstehen, wie man im Spiel vorankommt. Wer es ignoriert, wird schnell verloren sein. Besonders die Einheiten- und Symbolübersichten sind essenziell, um taktisch kluge Entscheidungen zu treffen.

talia 1944 - Oberfläche
talia 1944 – Oberfläche

Kein Spiel für Arcade-Fans

Wichtig zu erwähnen: Wer schnelle Arcade-Action sucht, sollte einen Bogen um Italia 1944 machen. Das Spiel ist ruhig, durchdacht und verlangt Aufmerksamkeit. Besonders im ersten Teil geht es rundenbasiert zu – ein klassisches Denkspiel, das viel mit Planung, Erkundung und Informationsgewinn zu tun hat. Speicherfunktion inklusive, selbst auf echter Hardware.

Der erste Teil: Taktik hinter feindlichen Linien

Die Handlung setzt im April 1944 in Mittelitalien ein – zur Zeit der Gustav-Linie. Wir übernehmen die Rolle eines italienischen Elitesoldaten auf einer geheimen Mission, die den Verlauf der Kampagne verändern könnte. Ziel: Drei Flak-Batterien ausschalten, den Widerstand finden, Sprengstoff bergen – und das alles in nur drei Tagen Spielzeit.

Die Steuerung erfolgt ausschließlich über Symbole, was stark an Kobyashi Naru erinnert. Das funktioniert erstaunlich gut und sorgt für intuitive Bedienung. Eine Karte zeigt unseren Landeplatz, Feindpositionen und grobe Geländeübersicht. Zwei Flak-Stellungen liegen östlich eines Flusses, die dritte samt Hauptquartier westlich davon. Die Brücke ist jedoch nur mit Hilfe des Widerstands zu überqueren – den es erst einmal zu finden gilt.

Doch Vertrauen muss man sich verdienen: Nur wer mindestens Level 5 Tapferkeit erreicht, erhält Unterstützung. Tapferkeitspunkte sammelt man durch Kämpfe gegen Patrouillen und Panzer, verliert dabei aber Lebensenergie, die man mit Medipacks und Vorräten wieder auffüllen muss. Und jeder Schritt kostet Aktionspunkte – abhängig von Gelände, Ausrüstung und Fähigkeiten. Zeitmanagement ist also entscheidend.

Italia 1944 - Kampf
Italia 1944 – Kampf

Der zweite Teil: Das Abenteuer beginnt

Wer den ersten Abschnitt erfolgreich abschließt, erhält ein Passwort für den zweiten Teil – der das Spiel stark verändert. Jetzt geht es mehr in Richtung klassisches Adventure. Ziel: In das feindliche Hauptquartier eindringen, Pläne fotografieren und lebend entkommen.

Die Tarnung spielt hier eine zentrale Rolle. Wir brauchen eine feindliche Uniform, müssen aber im Gegenzug unsere eigene ablegen – und das birgt strategische Entscheidungen. Das Inventar ist stark begrenzt, und wir müssen darauf achten, wo wir unsere Kleidung lassen, um später unerkannt zu fliehen.

Der Palast ist ein wahres Labyrinth mit vielen Bereichen, zu denen man nur Zugang bekommt, wenn man bestimmte Bedingungen erfüllt – sei es über Dialoge, Bestechung oder durch das Erfüllen kleiner Aufgaben. Grussu schafft es, mit einfachen Mitteln eine glaubhafte, lebendige Spielwelt aufzubauen, in der man mit Symbolen interagieren, sprechen und untersuchen kann. Vorsicht ist dabei jedoch stets geboten.

Italia 1944 - Karte
Italia 1944 – Karte

Tiefgang, Taktik und eine Prise Spionage

Der zweite Teil ist deutlich schwieriger als der erste und erfordert viel Geduld, Rätsellösungen und Erkundung. Wer den Abschluss schaffen will, muss wirklich jeden Aspekt des Spiels verstehen – inklusive aller Zusammenhänge und Feinheiten. Erst nach dem erfolgreichen Abschluss erhält man Zugang zur finalen Sequenz.

Fazit

Italia 1944 ist kein Spiel für zwischendurch. Es ist tiefgründig, fordernd und voller historischer Atmosphäre. Es richtet sich an Spielerinnen und Spieler, die komplexe Strukturen schätzen, gerne planen und mitdenken. Grussu zeigt mit diesem Titel eindrucksvoll, dass Retro-Spiele weit mehr sein können als Nostalgie.

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