
O
Autor: David Clark & Simon Butler
Jahr: 2025
Rechner: Sinclair Spectrum NEXT
Download
Physische Version
Mit „O“ legt Fusion Retro Games / Fusion Retro Books 2025 einen der bislang auffälligsten Titel für den Sinclair ZX Spectrum Next vor. Das Spiel setzt klar auf „modernes Retro“: ein klassisches Plattform-Abenteuer mit klar umrissener Story, fein designten Bildschirmen und einer Portion spielerischem Sadismus – verpackt in einer liebevoll produzierten Box, wie man es von Fusion kennt.
Retrobot, der metallene Helfer des Fusion-Archivs, wird auf eine Mission geschickt, bei der nicht nur jede Sekunde zählt, sondern auch jeder Sprung sitzen muss. Zeit also, sich „O“ einmal genauer anzuschauen.
Story & Setting – Retrobot auf Artefakt-Jagd
Die Rahmenhandlung ist angenehm „Fusion“:
Im All schwebt die Station DSS Fusion Retro, ein Lager voller Retro-Artefakte. Während Aufpasser Retrobot ein Nickerchen hält, wird das Archiv geleert – übrig bleibt nur eine Nachricht mit der Herausforderung „Catch me if you can. O.“
Retrobot wird in eine unbekannte Umgebung transportiert und findet sich in der Domäne des mysteriösen „O“ wieder. Diese ist in drei Bereiche aufgeteilt:
- eine düstere Burg
- tiefer gelegene Kavernen
- ein seltsames Labor
Über 50 einzelne Bildschirme verteilt liegen überall gestohlene Retro-Schätze herum, Türen sind verriegelt, Fallen und Gegner blockieren den Weg. Dein Auftrag: alle Artefakte wieder einsammeln, den Übeltäter „O“ entlarven und lebend zurück zur Station kommen.

Spielprinzip – 50 Räume, Schlüssel, Schalter und viel Tüftelei
„O“ ist klassisch aufgebaut: Jeder Bildschirm ist ein in sich geschlossener Raum mit festen Gegner-Laufwegen, Fallen und Plattformen. Du steuerst Retrobot von Bildschirm zu Bildschirm und versuchst, das Puzzle des jeweiligen Raums zu knacken.
Zentrale Spielelemente:
- Schlüssel & Türen
Farbige Türen lassen sich nur mit passenden Schlüsseln öffnen. Oft musst du erst in einem anderen Raum den Schlüssel finden, bevor du weiterkommst. - Schalter & Druckplatten
Hebel öffnen Gittertore oder aktivieren Mechanismen, Druckplatten reagieren auf Gewichte. Häufig siehst du das Resultat nicht direkt im gleichen Raum – räumliches Denken ist gefragt. - Gewichte & Objekte
In manchen Räumen findest du Gewichte, die du auf Druckplatten platzieren musst, um irgendwo anders im Level eine Barriere zu lösen. Das erinnert an klassische Puzzle-Plattformer aus 8- und 16-Bit-Zeiten. - Gefahren
Stacheln, Laser, fallende Blöcke, bewegliche Plattformen und patrouillierende Gegner – ein kurzer Kontakt reicht aus, um ein Leben zu verlieren. Stürze aus großer Höhe sind dagegen harmlos, was die Navigation etwas entspannter macht. - Sammelobjekte
Neben den eigentlichen Retro-Artefakten gibt es zusätzliche Sammlerstücke wie CRASH- und ZZAP!-Artefakte sowie kleine „Olibugs“ und „Retrobits“. Wer alles finden will, muss jeden Winkel kennen.
Das Ergebnis ist eine Mischung aus Plattform-Action und knobeliger Routenplanung: Du analysierst den Raum, überlegst dir eine Reihenfolge, in der du Schalter, Schlüssel und Plattformen nutzt – und setzt das dann möglichst fehlerfrei um.

Zeitdruck & Schwierigkeitsgrade
Ein zentrales Element von „O“ ist der Zeitdruck. Dir bleiben 60 Minuten, um alle Räume zu durchqueren und deine Aufgabe zu erfüllen.
- In einigen Räumen findest du Sanduhren, die etwas Zeit auf die Uhr zurückbringen.
- Trotzdem fühlt sich die Zeit nie wirklich verschwenderisch an – viel Trödeln oder planloses Herumhüpfen wird bestraft.
Beim Schwierigkeitsgrad gibt es zwei Modi:
- Easy – unendliche Leben, dafür bleibt der Zeitdruck bestehen. Ideal, um das Spiel kennenzulernen oder in Ruhe alle Räume zu studieren.
- Normal – fünf Leben, zusätzliche Extraleben sind in den Räumen versteckt. Hier wird „O“ zu einem klassischen „Nur noch ein Versuch!“-Plattformer.
Gespeichert wird nicht – keine Passwörter, keine Save-Points. Eine bewusste Entscheidung, die gut zur Retro-Philosophie passt, aber natürlich bedeutet: Wer das Ende sehen will, muss sich wirklich reinknien.
Steuerung & Spielgefühl
Gespielt werden kann „O“ klassisch per Tastatur oder bequem mit Joystick/Gamepad auf dem Spectrum Next.
- Tastatur-Standard ist das bekannte Schema QAOP für die Richtungen, SPACE beziehungsweise M für den Sprung sowie eine Taste zum Pausieren.
- Alternativ lässt sich „O“ auch mit einem angeschlossenen Joystick oder Next-Gamepad steuern. Das Spiel unterstützt Kempston-kompatible Joysticks, und Tastatur sowie Joystick sind gleichzeitig aktiv – du kannst also jederzeit zwischen beiden Eingabemethoden wechseln, ohne etwas umzustellen.
Retrobot reagiert präzise, nachdem man sich an die Sprungkurve gewöhnt hat. Es gibt kein extrem pixelgenaues „Sprung-an-die-allerletzte-Kante“-Gedöns – ein großer Pluspunkt, weil das Spiel trotz allem fair bleibt.
Die Räume sind so gestaltet, dass man selten das Gefühl hat, der Tod sei „unfair“; meistens weiß man genau, was man falsch gemacht hat. Gerade in Kombination mit dem Zeitlimit entsteht ein schöner Flow: Raum erkennen, Plan machen, ein, zwei Fehlversuche, dann klappt es – und schon zieht dich der nächste Bildschirm weiter.

Grafik & Präsentation
Für einen Spectrum-Next-Titel setzt „O“ nicht auf Grafikbombast, sondern auf stilvolles, sauberes Design:
- Retrobot ist klein, aber klar erkennbar animiert – inklusive kleiner Details wie einer Staubwolke beim Landen.
- Die drei Zonen unterscheiden sich spürbar:
- die Burg wirkt düster und atmosphärisch,
- die Kavernen eher rau und bedrückend,
- das Labor bringt ein technisches, sterileres Flair.
- Die Farbpalette ist bewusst eher gedämpft, was zur Stimmung passt und die Lesbarkeit der Gefahren erhöht.
Die Grafiken sind klein, aber voller Charakter – und das trifft es gut: „O“ ist kein Show-Off der Next-Hardware, aber optisch stimmig, eigenständig und sehr liebevoll aufgebaut.
Musik & Sound
Jede Zone verfügt über eigene Musikstücke, die im Hintergrund laufen und die Stimmung tragen:
- In der Burg erklingt eine eher düstere, leicht bedrohliche Melodie,
- in den anderen Bereichen wechseln Tonfall und Tempo, ohne nervig zu werden.
Dazu kommen dezente Effekte für Sprünge, Schalter und andere Aktionen. Insgesamt passt der Soundtrack sehr gut zur ruhigen, aber stets angespannten Atmosphäre – man ist konzentriert, aber nicht gestresst von der Akustik.

Schwierigkeitsgrad & Langzeitmotivation
„O“ ist kein Spaziergang – das ist schon nach den ersten Räumen klar.
- Manche Bildschirme kombinieren bewegliche Gegner, bröckelnde Plattformen und tödliche Gewichte auf engstem Raum.
- Der Schwierigkeitsverlauf ist sehr gelungen: Die ersten Räume führen behutsam in Mechaniken wie Schlüssel, Gewichte und Schalter ein, später wird die Vernetzung der Räume deutlich komplexer.
„O“ hat eindeutig dieses „Nur noch ein Raum…“-Gefühl, bei dem man plötzlich feststellt, dass doch schon wieder eine halbe Stunde vergangen ist.
Physische Version & Download
„O“ ist sowohl als Download als auch als physische Box erhältlich:
- Der Download auf Itch.io wird für etwa £10 angeboten. itch.io
- Die Boxed Version (Standard oder Deluxe) kostet rund £25 und wird über Fusion Retro Books vertrieben. Die Deluxe-Variante bringt zusätzliche Gimmicks wie z. B. Extras zur Retrobot-Welt mit. Fusion Retro Books+1
Gerade für Sammler, die ihren Spectrum Next gerne mit Schachteln im Regal präsentieren, ist das wieder eine sehr typische Fusion-Produktion: ordentlich aufgemacht, liebevoll gestaltet und klar auf die Zielgruppe zugeschnitten.
Fazit
„O“ ist genau das, was man sich von einem neuen Spectrum-Next-Titel erhofft:
- Ein klar umrissenes Konzept
- Sauberes, durchdachtes Leveldesign
- Herausforderndes, aber faires Gameplay
- Präsentation, die den Next sinnvoll ausnutzt, ohne nur Effekthascherei zu betreiben
Der Verzicht auf Speicherstände und Passwörter wird nicht jedem gefallen – wer gerne in kurzen Häppchen spielt, könnte hier frustriert sein. Wer aber mit dem klassischen „Ich setze mich hin und spiele bewusst“-Ansatz an die Sache herangeht, bekommt einen der stärksten Plattformer, die bisher für den Spectrum Next erschienen sind.
Für meinen Geschmack: klare Empfehlung für alle, die ihren Next nicht nur als Sammlerstück im Regal stehen haben, sondern ernsthaft bespielen wollen.





