
Dune II: The Battle for Arrakis
Autor: R. Stolyarov, S. Filippov, V. Kropachev
Jahr: 1997/2014/2019/2021
Genre: Strategie
System: Sinclair Spectrum 128K
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Dune II auf dem ZX Spectrum – Echtzeitstrategie am Limit
Hätte man mir 1992 gesagt, dass „Dune II“ eines Tages auf dem ZX Spectrum spielbar sein würde – ich hätte laut gelacht. Und ich wäre nicht allein gewesen. Echtzeitstrategie auf einem 8-Bit-System mit 128 KB RAM? Kaum vorstellbar. Selbst frühe Genrevertreter wie Stonkers oder Nether Earth galten schon damals als technische Meisterleistungen. Und dennoch: Dune II existiert heute tatsächlich auf dem Spectrum – fast vollständig, inklusive Sprachausgabe und Sandwurm.
Was wie ein Hirngespinst klingt, ist das Ergebnis jahrelanger Entwicklung. Erste Ansätze gab es schon 1997, doch blieb das Projekt lange unvollständig. 2014 tauchte eine erste spielbare Version im Rahmen des „Your Game 5“-Wettbewerbs auf, ehe 2019 endlich alle Missionsdaten ergänzt wurden. Seit 2021 steht eine vollständige Version mit acht Missionen und zwei spielbaren Häusern (Atreides und Harkonnen) der Community zur Verfügung. Die Ordos mussten aus Speichergründen weichen.
Ein Klassiker, neu interpretiert
Dune II basiert auf dem gleichnamigen Filmklassiker von David Lynch aus dem Jahr 1984, selbst inspiriert vom Roman von Frank Herbert. Die Handlung ist bekannt: Auf dem Wüstenplaneten Arrakis, Heimat des wertvollen „Spice“, kämpfen drei Häuser im Auftrag des Imperators um die Vorherrschaft. In der Spectrum-Version wählen wir zu Beginn unser Haus – und ziehen damit durch alle acht Missionen.
Jede Mission beginnt mit einer kurzen Einweisung: Ressourcen sammeln, feindliche Truppen eliminieren, bestimmte Gebäude errichten – die Zielvorgaben sind klar, aber variieren im Verlauf stark. Als Erstes muss der MCV (Mobile Construction Vehicle) platziert und „deployed“ werden. Damit entsteht das erste Gebäude: der Kraftgenerator – Herzstück der Basis und zwingende Voraussetzung für alle weiteren Einrichtungen.

Strategie trotz Einschränkungen
Die Energieverwaltung spielt auch hier eine entscheidende Rolle: Ohne ausreichenden Strom werden Gebäude automatisch deaktiviert, beginnend mit dem Radar – was fatale Konsequenzen haben kann. Nach dem Generator folgt die Raffinerie samt Harvester – der Beginn der Spice-Ernte und damit der Einnahmen für neue Gebäude und Einheiten.
Schon früh muss man sich gegen erste feindliche Angriffe behaupten. Die erste Welle ist oft die kritischste, da die eigene Verteidigung noch im Aufbau ist. Wer diesen Moment übersteht, hat gute Chancen, die Mission erfolgreich abzuschließen.
Im Verlauf werden die Missionen anspruchsvoller: Mehr Feinde, komplexere Ziele, knapper werdende Ressourcen. Das Balancing zwischen Basisbau, Verteidigung und Angriff erfordert Fingerspitzengefühl – und Erfahrung.
Technische Umsetzung auf hohem Niveau
Natürlich gibt es Einschränkungen. Einheiten lassen sich nicht gruppieren, was taktische Manöver erschwert. Die KI ist gelegentlich stur und nimmt Umwege in Kauf, die manuell korrigiert werden müssen. Dennoch funktioniert das Spiel erstaunlich gut – auch dank cleverer Workarounds der Entwickler.
Der legendäre Sandwurm ist ebenfalls an Bord: Er greift wahllos eigene wie feindliche Einheiten an und dient damit auch als Indikator nahender Gegner. Diese Details zeigen, wie viel Sorgfalt ins Spiel geflossen ist.
Grafisch holt die Spectrum-Version viel aus dem System heraus: flüssige Animationen, gut erkennbare Einheiten und ein stimmiger Sound. Sogar eine Maussteuerung per Kempston Mouse wird unterstützt (auf der zweiten Diskette).

Fazit
Dune II für den ZX Spectrum ist eine technische Meisterleistung. Trotz der limitierenden Hardware vermittelt das Spiel dasselbe Suchtpotenzial wie das 16-Bit-Original. Die Umsetzung ist so gelungen, dass man schnell vergisst, dass man auf einem Heimcomputer von 1982 spielt.
Für Fans des Genres und Spectrum-Enthusiasten ist Dune II ein echtes Highlight – und ein Beweis dafür, was mit Hingabe und Know-how auf 128K noch möglich ist.