
Die Geschichte hinter MiST und MiSTer: Ein Überblick über das Projekt und aktuelle Entwicklungen
Der Ursprung des MiST/MiSTer-Projekts reicht vermutlich bis ins Jahr 2012 zurück. Bereits 2014 habe ich in meinem Blog das erste Mal über den MiST (Minimig Atari ST) berichtet – den Vorläufer des MiSTer. Dieses ursprüngliche Gerät wurde mit zahlreichen Cores versorgt, die es ermöglichten, Retro-Systeme hardwaregenau zu emulieren. Über viele Jahre habe ich die Entwicklung des MiST verfolgt. Doch wie so oft in der Technik wurde auch dieses Gerät weiterentwickelt und verbessert. Daraus entstand der MiSTer, der auf dem DE10-Nano-Board von Terasic basiert.
Zu den Basisfunktionen des MiSTer gesellen sich mehrere Erweiterungen, sogenannte Tochter-Boards, wie zum Beispiel:
- SDRAM-Board: erforderlich für viele Cores, um zusätzliche Speicheranforderungen zu erfüllen.
- I/O-Board: bietet verschiedene Ausgänge wie VGA, analoges Audio, optisches Audio, Buttons und LEDs.
- RTC-Board (optional): fügt eine Echtzeituhr hinzu.
- USB-Hub-Board: erweitert die USB-Anschlüsse für Controller, Tastaturen oder andere Geräte.
Verfügbarkeit und Preisentwicklung
In den letzten Jahren hat sich die Verfügbarkeit des MiSTer erheblich verschlechtert, und auch die Kosten sind gestiegen. Das DE10-Nano-Board, das mit einem Intel Cyclone V FPGA ausgestattet ist, wurde ursprünglich von Intel (nach der Übernahme des ursprünglichen Herstellers Altera im Jahr 2015) als kostengünstige Lösung für Bildungseinrichtungen entwickelt. Intel hatte die Boards subventioniert, um ihre Verbreitung zu fördern.
Im Jahr 2022 endete diese „Subvention“, was dazu führte, dass der Preis des DE10-Nano-Boards von rund 130 € auf bis zu 300 € anstieg. Dies hat auch die Gesamtkosten für ein MiSTer-Setup deutlich erhöht. Zum Glück gibt es mittlerweile eine günstigere Alternative: den MiSTer Pi, der ein kompatibles Board nutzt und die Produktionskosten senkt. Dadurch liegt der Preis eines Komplettpakets bei nur noch etwa 180 € – eine willkommene Entwicklung für Retro-Fans.

Ein besonderer MiSTer aus Spanien
Das hier vorgestellte Gerät stammt von Antonio Villena, einem Entwickler aus Spanien, der auch für den ZX-Uno bekannt ist. Sein MiSTer-Paket kostet etwa 350 € und wird in einem äußerst kompakten und optisch ansprechenden Gehäuse geliefert.
Das Gehäuse mit transparenter Oberseite enthält:
- Ein I/O-Board mit R-2R DAC (VGA-Ausgang),
- Einen Audio-DAC mit 112dB Signal-Rausch-Verhältnis (analog und optisch),
- Einen DB-9 Joystick-Anschluss,
- Beleuchtete Pushbuttons zur Bedienung.
Zusätzlich wird ein passendes Netzteil mitgeliefert. Das Gerät bleibt dem ursprünglichen DE10-Nano treu und bietet eine hochwertige Verarbeitung sowie die bekannten MiSTer-Funktionen.


Einrichtung des MiSTer
Die Einrichtung des MiSTer erfolgt über Mr. Fusion, eine kompakte Linux-Distribution, die auf dem DE10-Nano läuft und den MiSTer installiert.
- SD-Karte vorbereiten:
- Lade das Mr. Fusion-Image herunter.
- Verwende ein Programm wie den Win32 Disk Imager, um das Image auf eine SD-Karte zu flashen.
- Erster Start:
- Stecke die vorbereitete SD-Karte in den MiSTer und starte das Gerät.
- Das System richtet die Karte ein und installiert ein Basis-Setup.
- Update und Feineinstellungen:
- Nutze die integrierten Skripte, um WiFi einzurichten.
- Starte das Standard-Skript „MiSTer Downloader“, um Cores und Updates herunterzuladen.
Ich persönlich bevorzuge jedoch das „Update All“-Skript, das deutlich flexibler ist. Damit lassen sich zahlreiche Optionen einstellen und alle notwendigen Daten direkt auf die SD-Karte laden. Die heruntergeladene Datei wird entpackt und in das Verzeichnis Scripts auf der SD-Karte kopiert.
WLAN eingerichtet?
Dann lohnt es sich, die Möglichkeiten der Netzwerkverbindung auch zu nutzen. Besonders praktisch: Die SD-Karte lässt sich bequem per FTP-Programm (z. B. FileZilla) befüllen und bearbeiten. Das erspart das ständige Entnehmen der Karte, um sie im Kartenleser am PC zu bearbeiten.
Im FTP-Programm einfach die IP-Adresse des MiSTer eingeben, als Benutzer „root“ und als Kennwort „1“ verwenden. Wichtig: Als Zielverzeichnis /media/fat/
angeben – das ist der zentrale Ordner auf der SD-Karte, in dem sich alles Wichtige befindet. Damit lassen sich neue Spiele, BIOS-Dateien oder ganze Ordnerstrukturen schnell übertragen.
MiSTer und NAS
Falls mehrere MiSTer-Geräte im Haushalt vorhanden sind, bietet sich ein zentraler Datenspeicher auf einem NAS an. So muss man nicht zwei SD-Karten mit identischen Inhalten pflegen. Die Einrichtung erfolgt über ein Script:
👉 GitHub: cifs_mount.sh
👉 Forum-Thread: Link zur Diskussion
👉 Anleitung: Krystof.IO – MiSTer FPGA Initial Setup and Network Mounting
Bei dieser Konfiguration liegt auf der SD-Karte nur noch das Basissystem. Die Spiele und sonstigen Inhalte werden direkt vom NAS geladen. Für den nächsten MiSTer einfach die SD-Karte kopieren – fertig.

Mein Fazit zum NAS
Ich würde mittlerweile die Finger davon lassen. Nach der Einrichtung wurde mein WiFi-Adapter nicht mehr erkannt. Er funktionierte nur noch, wenn zusätzlich ein Ethernet-Kabel verbunden war – ein seltsames Verhalten. Auch längere Ladezeiten bei größeren Spielen sprechen gegen diese Lösung.
Egal, was ich versucht habe – feste IP-Adressen, alternative Einstellungen, Anpassungen am Netzwerk – keine Verbesserung. Wenn’s läuft, ist es schick – aber in meinem Fall hat es den Alltag eher verkompliziert.

Alternative: Externe Festplatte
Wer wirklich Speicherplatzprobleme hat, kann stattdessen einfach eine externe USB-Festplatte anschließen. Den Ordner „Games“ verschieben, und MiSTer erkennt diesen auch dort korrekt – ohne Umwege über das Netzwerk.
Controller
Ich verwende derzeit den M30 von 8BitDo mit Kabel – ein toller Controller mit klassischem Layout. In den MiSTer-Einstellungen lässt er sich konfigurieren und auch zur Navigation im Menü verwenden.
Tipp: Beim ersten Start eines neuen Cores gleich die wichtigsten Einstellungen vornehmen – z. B. die Controllerbelegung – und direkt speichern. Dann ist alles beim nächsten Start sofort einsatzbereit.

Fazit
Die MiSTer-Plattform ist nach wie vor eine der besten Möglichkeiten, klassische Computersysteme und Konsolen so authentisch wie möglich zu erleben – abgesehen von der Nutzung echter Hardware. Trotz steigender Kosten und etwas aufwendigerer Einrichtung bleibt der MiSTer ein unverzichtbares Werkzeug für Retro-Enthusiasten.
Mit Geräten wie dem MiSTer Pi oder den individuellen Lösungen von Entwicklern wie Antonio Villena gibt es mittlerweile auch günstigere oder kompaktere Alternativen. Die wachsende MiSTer-Community sorgt weiterhin für regelmäßige Updates und neue Cores, sodass dieses Projekt noch lange interessant bleiben dürfte.
Weitere Empfehlungen für Controller:
RetroBit Sega Saturn 2.4Ghz Pro Controller
8BitDo NeoGeo Funk-Controller
Links
Setting Up A Static IP Address – MiSTer FPGA Forum
Übersicht über alle Cores: MiSTer-devel repositories · GitHub
MiSTer FPGA Forum